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19 Uhr, Treffpunkt Bauernschänke auf dem Hamburger DOM. Man könnte es als ein Treffen der Präsidenten bezeichnen: denn hier sollen zwei traditionsreiche Institutionen einander näher gebracht werden. Immerhin teilen sie sich die gleiche Adresse und sind annähernd gleich alt. Der FC St. Pauli, vertreten durch das Präsidium, den Aufsichtsrat, Mitglieder der Geschäftsführung und drei aktive Spieler, traf auf den Präsidenten und zahlreiche Mitglieder und Gewerbetreibende des Schaustellerverband Hamburg von 1884 e.V.
Beide Vereine sind schon seit geraumer Zeit im Stadtteil angesiedelt, an diesem Abend sollten sie einander persönlich vorgestellt werden. Das größte Volksfest des Nordens, der Hamburger DOM, entstand, rein geschichtlich gesehen, bereits im 11. Jahrhundert, als Händler, Handwerker und Schausteller Schutz vor Wind und Wetter im Mariendom suchten. So wurde die Kirche zum Marktplatz und blieb dies auch bis zum Abriss 1804. Nach langer Suche nach einem neuen Gelände, wo die Schausteller ihren Gelderwerb fortsetzen konnten, wurde ihnen im Jahr 1893 dann ein fester Platz zugeteilt: das Heiligengeistfeld.
Die Geschichte des FC St. Pauli ist ebenso lang mit dem Platz verwoben. Denn schon in der Saison 1895/96, weit vor der Gründung des braun-weißen FC, wurde das Heiligengeistfeld von Fußballern bespielt, damals noch von verschiedenen Hamburger Vereinen, die dann letztendlich jedoch an anderen Stellen ihre Heimspielplätze fanden. Mit der Gründung der Fußballabteilung des Fußballclubs St. Pauli, war klar, dass nun dieser, den Stadtteil im Namen tragende, auf dem Heiligengeistfeld spielen würde. Zunächst erfolgte dies noch auf Grand- und Aschenplätzen, bis ein erstes Stadion in den Nachkriegsjahren an der heutigen Budapesterstraße / Ecke Glacischaussee erbaut wurde. Die Spielstätte wanderte wegen anderer Nutzungspläne der Fläche über den Platz, erst seit 1963 steht es an der heutigen Stelle.
Angesichts dieses geschichtlichen Hintergrundes war ein Treffen der beiden, den Stadtteil prägenden Organe längst überfällig. Die Gastfreundschaft Benno Fabricius', dem Besitzer der Bauernschänke, genießend, konnte sich bei Wasser, Bier und deftigem Essen über die nachbarschaftlichen Verhältnisse ausgetauscht werden.
Manfred Pluschies, der Präsident des Schaustellerverbands, wies mit einem Augenzwinkern darauf hin, dass die Mannschaft doch bitte möglichst viele Heimsiege in der kommenden Bundesligasaison erzielen möge - man hätte diese in die Umsatzplanung bereits einbezogen. Denn bei den vielen Events, die in Hamburg stattfinden, bedingen sich DOM und die Spiele des FC St. Pauli gegenseitig. Denkt man sich doch, wenn man schon mal bei einem Spiel ist, kann man danach auch noch eine Runde über den norddeutschen Rummelplatz drehen und das eine oder andere Fahrgeschäft besuchen, eine Bratwurst essen oder gemütlich in eines der Zelte einkehren.
Die drei Spieler verließen zeitig das Treffen, steht doch bereits in vier Tagen das erste Spiel im DFB-Pokal an, doch die Präsidenten gönnten sich noch einen Rummel-Bummel mit Riesenradfahrt, Torwandschießen und einem letzten Imbiss in der Bauernkate von Robert Kirchhecker.
Eine durchweg positive Stimmung ummantelte dieses erste Beschnuppern und mancheiner äußerte abschließend: "Das könnte man doch öfter machen!" Vielleicht wurde hier der Grundstein für eine weitere Tradition gelegt, ein regelmäßiges Treffen der beiden Urgesteine vom Heiligengeistfeld. Fotos dieses Events finden Sie hier |